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Chanukka-LeuchterChanukka-Leuchter Frankfurt a.M. 1680 - Jüdisches Museum Frankfurt

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AG Deutsch-Jüdische Geschichte

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Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer


Deutsc
hlands (VGD)

Frühe Neuzeit

Ãœbersicht:

Auf dieser Seite:

1. Ghetto - keine mittelalterliche Einrichtung

2. Gelber Fleck oder gelber Ring - Kennzeichnung an der Kleidung (in Vorbereitung)
/ Zur Vorgeschichte siehe Mittelalter 4

3. Links zur Frühen Neuzeit - auf dieser Seite, direkt dorthin

Auf angeschlossenen Seiten:

4. Die Frankfurter Judengasse >Hier

5. Josel von Rosheim, Luther und die Juden im Zeitalter der Reformation >Hier

6. Quellen aus dem 16. und 17. Jahrhundert: Christen, Juden und das Geld >Hier

7. Joseph Süß Oppenheimer, später genannt “Jud Süß” >Hier

8. Moses Mendelssohn, die Aufklärung und die Emanzipation >Hier

 

1. Das Ghetto - keine mittlelalterliche Einrichtung

Die Vorstellung vom mittelalterlichen Ghetto findet sich in allen Schulbüchern, und nicht nur da, wo gemeinhin zwischen “Judengasse” und “Ghetto” nicht recht unterschieden wird.  Entsprechende Vorstellungen von einer radikalen Abgrenzung von den Juden seitens der christlichen Mehrheit in der mittelalterlichen Stadt kursieren im Internet.

Versuche sich vom Klischee weg und zur historischen Wahrheit hin zu bewegen, fallen offenbar sehr schwer: So heißt es in Geschichte und Geschehen 2 (2007) (Sek.I Gymnasium) zwar sehr richtig: “Im 16. Jahrhundert wiesen viele Stadträte den Juden ein räumlich beschränktes Wohnviertel (Getto) zu, in dem sie abgeschlossen von den übrigen Stadtbewohnern leben mussten.” (S.201). Doch liest man zuvor: “Schon seit etwa 1000 n. Chr. gab es das Verbot eines direkten Zusammenlebens von Juden und Christen: In den Städten entstanden Judenviertel oder Judengassen.” Gab es also ein Ghetto vor dem Ghetto? Die Judengassen als Wohnviertel im Mittelalter entsprachen keiner Maßnahme der Abgrenzung im Sinne des späteren Ghettos, sondern folgten der Logik der urbanen Ansiedlung generell, wo Bevölkerungsgruppen meist nach Berufen zusammenlebten (siehe auf unserer Seite Mittelalter 3). Die Juden wurden zunächst eingeladen sich dort niederzulassen (siehe das Speyerer Privileg von 1084 auf unserer Seite Mittelalter 1). Ein “direktes Zusammenleben “ äußerte sich trotz aller Konflkte und Pogrome noch bis ins 14. Jh. hinein durch gegenseitige Vermietung von Wohnungen oder Verkauf von Häusern  (dieses Thema ist für das Mittelalter-Kapitel in Vorbereitung.). Doch auch für die Zeit des Ghettos wird fälschlich geschrieben, so auch im obigen Zitat, dass die Juden “im Ghetto abgeschlossen leben mussten”, was suggeriert, sie hätten es nicht verlassen dürfen. Tatsächlich war das Ghetto offen und wurde nur abends und an christlichen Feiertagen verschlossen, doch gab es auch Genehmigungen für längere Abwesenheiten für Händler auf Reisen.

Damit soll die diskriminierende Maßnahme nicht beschönigt werden, die die Errichtung des Ghettos darstellte und wogegen z.B. auch die Frankfurter jüdische Gemeinde protestierte [1]. Allerdings soll das, was eine verengte Verfolgungsperspektive historisch verzerrt und verfälscht, wieder zurecht gerückt werden, im Sinne der Orientierungshilfe der Wissenschaftlichen Kommission des Leo Baeck Instituts (Download über die Website des Jüdischen Museums Frankfurt: hier)

Eine sehr gute und sehr ausführliche Schilderung der Vorgeschichte dieses namensgebenden Stadtteils von Venedig und der Entstehung des Ghetto nuovo als abgeschlossener jüdischer Wohnbezirk mit dem Dekret vom 29.3.1516 findet auf einer Kunst und Architektur Venedigs gewidmeten Webseite des Architekten Jan-Christoph Rößler : hier.

Die Jahreszahl 1516 macht deutlich, dass es sich beim Ghetto um ein Phänomen der Frühen Neuzeit handelt.  Das erste Ghetto, noch bevor der Begriff entstand und noch vor dem venezianischen Ghetto, war die Judengasse in Frankfurt am Main, die 1462 errichtet wurde. Das Jüdische Museum Frankfurt / Museum Judengasse hat zur Geschichte dieses Ghettos und seiner Einwohner eine hervorragende Info- Datenbank ins Internet gestellt: hier.

[1] Vgl. das Gesuch der Juden an den Stadtrat vom 13.5.1460 in: Das jüdische Mittelalter. Pädagogische Schriftenreihe des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Heft 2, bearbeitet von Martin Liepach, Frankfurt a.M. 2001, S.17.
Quellen zur Geschichte des Ghettos auch in Heft 4 der Pädagogischen Schriftenreihe: Die Frankfurter Judengasse. Geschichte(n) aus dem Ghetto, Frankfurt a.M. 2003.
Die Hefte der Pädagogischen Schriftenreihe sind preisgünstig erhältlich im Jüdischen Museum Frankfurt.

Wird fortgeführt...

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Ausschnitt aus dem Vogelschauplan von Frankfurt am Main von Matthäus Merian d.Ä., 1628. Wikimedia Commons
Die Judengasse, die sich in dem großen Bogen in der linken Hälfte des Bildes hinzog und an beiden Eingängen mit verschließbaren Toren versehen war, lag zu Beginn ihrer Errichtung 1460-62 noch am Stadtrand von Frankfurt, direkt an die alte Stadtmauer angebaut. Jenseits davon gab es damals schon im Besitz Frankfurts befindliche Wiesen und Gärten. Nach dem Ausbau der Stadt im 16. Jh. verlor die Judengasse ihre randständige Position in der urbanen Geographie.

Zum älteren Frankfurter Judenviertel in der Nähe des Doms siehe auf unserer Seite Mittelalter 3, zum Ghetto Judengasse auch unsere Extraseite Frankfurter Judengasse.

W. Geiger, 3.8./19.11.2010

 

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2. Gelber Fleck oder gelber Ring - Kennzeichnung an der Kleidung (in Vorbereitung)

Zur Vorgeschichte siehe auf Mittelalter 4

 

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Links zur Frühen Neuzeit:

Die großen Portale und epocheübergreifenden Websites sind auf unserer Seite Links und Infos aufgeführt.

historicum.net bietet eine Übersicht über die jüdische Geschichte der Frühen Neuzeit mit Bildmaterial: hier.

Das Digitale Archiv Marburg bietet im Rahmen seiner umfangreichen virtuellen Ausstellung Privilegien, Pogrome, Emanzipation: Deutsch-jüdische Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart ein Kapitel zur Frühen Neuzeit / Reformation, Einstieg über die Startseite.

Das Digitale Archiv Darmstadt stellt im Rahmen seiner Seite zur Reformation (hier) die Judenordnung von 1629  des Landgrafen von Hessen-Darmstadt Georgr II als Faksimilé ins Web

Dokumentation zur Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben. 1/2. Archivführer, bearbeitet von Doris Pfister, herausgegeben von Peter Fassl, Bezirk Schwaben, Augsburg 1993. Online als pdf-Datei gestellt von der Universität Augsburg.
Dieser Archivführer bietet eine regestenartige Auflistung der Inhalte der Quellen verschiedener Archive aus dem bayrischen Schwaben, aus der man eine ganze Menge Informationen über die Geschichte der Juden entnehmen kann, v.a. des Landjudentums. Zu beachten ist jedoch, dass es sich der Natur der Einträge zufolge meistens um Problemfälle handelt, bei der die Juden negativ erwähnt werden, es handelt sich also nur um einen Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit.
 

Juden in Preußen - Zwischen Ausgrenzung und Assimilation lautet die Überschrift einer Seite der Preußen-Chronik zur jüdischen GeschichteJuden in Preußen - Zwischen Ausgrenzung und Assimilation lautet die Überschrift einer Seite der Preußen-Chronik zur jüdischen Geschichte von der Frühen Neuzeit bis 1919..

Haskala.net ist ein Portal der Universität Potsdam zur jüdischen Aufklärung mit umfangreichen Informationen zu Persönlichkeiten rund um die Haskala.

Digitalisiert:

Die Memoiren der Glückel von Hameln, verfasst ca. 1691-1719, aus dem Westjiddischen übersetzt und herausgegeben von Bertha Pappenheim nach der Ausgabe von David Kaufmann 1896, Frankfurt am Main 1910, online bei Wikisource: hier.

Das Neue Reglement der Judenschafft in Hamburg von 1710 gibt es ebenfalls bei Wikisource: hier.

Christian Wilhelm Dohm: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, Berlin und Stettin (Nicolai), 1781, gibt es digitalisiert online bei der Universitätsbibliothek Bielefeld: hier.

Moses Mendelssohn: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum, Berlin (Maurer), 1783. Online und als Download zur Verfügung gestellt vom Deutschen Textarchiv: hier.

Das Toleranzpatent Josephs II. für Niederösterreich von 1782 gibt es auf Geschichte Online der Universität Wien: hier.

Zur Emanzipation siehe auch nachfolgende Seite zur Epoche ab 1789.

Ancient Maps of Jerusalem, Karten online aus der Frühen Neuzeit, von der Hebrew University of Jerusalem: hier:

 

Wird erweitert...

 

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